Wenn zwei Menschen aufgrund einer chronischen Erkrankung mit sich selber beschäftigt sind, fehlt oft die Kraft für eine Beziehung. Geht es dabei um eine psychische Erkrankung, ist das Handling dieser Erkrankung mitunter so zeitraubend, dass es noch seltener zu einer dauerhaften Beziehung kommt. Umso erfreulicher ist es, dass es Menschen unter psychosozialer Betreuung wie in den Landespflege- und Betreuungszentren (LPBZ) Christkindl und Gschwendt schaffen, dauerhafte Verbindungen aufrecht zu erhalten.
Monika Eder (68) und Stefan Gaadt (73) leben aufgrund ihres psychosozialen Unterstützungsbedarfs seit mehreren Jahren im LPBZ Christkindl. Dort haben sich ihre jeweiligen Erkrankungen durch die anhaltende individuelle Therapie so weit stabilisiert, dass sie beziehungsfähig geworden sind und später das Wagnis einer Beziehung eingegangen sind.
Das Umfeld nimmt die beiden als Paar wahr, sieht man sie doch immer wieder Händchen haltend durch die Gänge schlendern, in der Halle mitsammen plaudern oder man erlebt eine gegenseitige Umarmung. Ab und an fahren sie gemeinsam in die Stadt, wo Stefan seiner Monika eine kleine süße Aufmerksamkeit kauft.
Im Vordergrund steht bei Monika und Stefan die Nähe zueinander, Gespräche zu führen, füreinander da zu sein und einander seelisch zu stützen. Ein respektvolles Miteinander, ein stetes Herantasten an den anderen – so ist der Umgang miteinander.
Noch jung ist die Liebe zwischen Bettina Pramel (46) und Bernd Kothgassner (39). Sie leben aufgrund ihrer psychischen Erkrankung im LPBZ Schloss Gschwendt in Neuhofen an der
Krems. Das Datum ihres Zusammenkommens können sie genau nennen: Es war der 15. September 2023. Gemeinsame Werte sind ihnen wichtig und sind für sie ein verbindendes Element. „Unsere Liebe und das gegenseitige Vertrauen sind die Grundpfeiler unserer harmonischen und glücklichen Partnerschaft“, sagen Bettina Pramel und Bernd Kothgassner. Man glaubt es ihnen, wenn man sie sieht.
„Stabile Paar-Beziehungen im psychosozialen Bereich können unterschiedlicher Tiefe sein. Wir im LPBZ nehmen sie als Kraftspender und Stabilisator für beide PartnerInnen wahr“, sagt Mag.a(FH) Christina Schwarzberger, MA Direktorin des LPBZ Schloss Gschwendt.
„Dass sich zwei Menschen unter den BewohnerInnen finden, ist sehr selten, stehen doch die psychischen Erkrankungen quasi dazwischen, die eine Beziehung schnell einmal aus dem Takt bringen kann“, weiß LPBZ Christkindl-Wohnbereichsleiter DGKP Alexander Hofer. „Das letzte Mal, dass sich bei uns eine Bewohnerin und ein Bewohner gefunden haben, ist bereits 15 Jahre her.“